Mehr Sport machen, sich gesünder ernähren und natürlich mit dem Rauchen aufhören! Genau, es ist wieder soweit: Die unvermeidlichen guten Vorsätze stehen vor der Tür. Und so mancher verkündet zwischen Raclette und Bleigießen, dass bei ihm jetzt beruflich schnell etwas passieren müsse.

Das Gehalt empfindet man schließlich schon viel zu lange als Schmerzensgeld. Oder sehnt sich nach einem Job, der mehr Spaß und Sinn macht als der jetzige. Ist der Beginn eines neuen Jahres nicht der optimale Zeitpunkt, um endlich von seinem toten Pferd abzusteigen? Wann ist man schon mal so motiviert und voller Hoffnung?

Klar, ein nagelneues Jahr macht euphorisch. Aber genau diese Euphorie ist ein guter Grund, mit großen Plänen und guten Vorsätzen vorsichtig zu sein. Jedem Anfang mag ein Zauber innewohnen. Nur, wenn es um einen  beruflichen Neustart geht, ist Durchhalten mindestens genauso wichtig wie Anfangen.

Das vergessen wir nur leider allzu schnell, wenn uns unser Gehirn mit einer Portion Adrenalin und ein paar Endorphinen gute Gefühle macht und für optimistische Stimmung sorgt. Dieses Motivationssystem ist sehr praktisch, wenn es um spontanes Handeln geht, das schnell zu erledigen ist. Weniger geeignet ist es dagegen für Langstreckenläufe – wie beispielsweise eine berufliche Neuorientierung. Denn nach dem euphorischen Start geht einem verdammt schnell die Puste aus, weil man zu schnell und unbedacht losgerannt ist.

„Aber ich grübele und zögere doch schon viel zu lange! Wenn ich jetzt nicht durchstarte, wann dann?“ Bei vielen Menschen ist der Leidensdruck hoch und ihr Job-Pferd schon ziemlich tot. Also muss jetzt auf Teufel komm raus ein neuer Job her. Und wenn man sich schon verändert, sollte es natürlich auch der Traumjob sein.

Wenn Menschen im Januar in meine Coachinpraxis kommen und nach einer schnellen Lösung verlangen, lege ich ihnen Folgendes ans Herz:

Misstrauen Sie generell solchen Anzeichen von Aktionismus. Gehen Sie die Sache lieber etwas ruhiger an. Was halten Sie zum Beispiel davon, wenn Sie zuerst einmal den Tag festlegen, an dem Sie sich entscheiden wollen, wie es bei Ihnen beruflich weitergeht? Nein, nicht nächste Woche. Vielleicht Ende März?

Genau, so lange wird es wahrscheinlich – mindestens! – dauern, bis Sie gute Alternativen entwickelt und ihre mögliche Umsetzung ausreichend durchdacht haben. Dafür brauchen Sie einen guten Plan, wie Sie am besten vorgehen, welche Schritte klug sind und mit welchen inneren und äußeren Hindernissen Sie rechnen müssen. Dafür haben Sie nicht die nötige Zeit und Geduld ? Die sollten Sie sich besser nehmen – und vielleicht mal Ihre Prioritäten überdenken?

Natürlich ist die Vorstellung sehr viel attraktiver, dem Chef schon morgen die Kündigung auf den Tisch zu knallen. Genauso attraktiv wie mehr Sport zu machen, sich gesünder zu ernähren oder endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Aber Sie erinnern sich bestimmt, wie das vor zwölf Monaten gelaufen ist, oder?

Und schwupps ist dieses neue Jahr plötzlich gar nicht mehr so nagelneu. Aber man sitzt  immer noch auf seinem toten Pferd und wundert sich, warum es wieder nicht geklappt hat mit den schönen Vorsätzen. Wie wär’s, wenn Sie es in diesem Jahr einmal anders machen?