Wer ein brennendes Haus verlassen will, dem ist es ziemlich schnuppe, in welche Richtung er flieht. Wer in seinem Job schon lange unglücklich ist, weiß, dass er weg will – aber noch lange nicht wohin. Das „Weg-von“ ist eben immer leichter als das „Hin-zu“. Logisch. Das liegt an den vielen möglichen Richtungen und an diversen Hindernissen. Aber mindestens genauso sehr steht dem Jobwechsler seine eigene Psyche im Weg.
Das beginnt schon damit, welche Ansprüche man an den Neustart hat: Mancher meint, dass Neuorientierung immer der ganz große Wurf sein muss. Wenn man auch bisher die Karriere-Navigation mehr oder weniger dem Zufall oder dem Prinzip des kleinsten Widerstands überließ, hat es jetzt gefälligst Traumjob und Berufung zu sein. Kleiner geht nicht. Schließlich kennt ja jeder jemanden, der schon in der Schule genau wusste, was er beruflich wollte und dies – wahrscheinlich erfolgreich und glücklich – seitdem tut. Jetzt will man auch so einen Job mit Flow und leidenschaftlichen Gefühlen! Und möglichst bald, natürlich.
Nichts gegen große Ziele – aber wer plötzlich die Messlatte so hoch hängt, wird sich höchstwahrscheinlich gar nicht bewegen und bleiben, wo er ist. Schade, denn auch ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist eine gelungene Neuorientierung! Dem einen reicht nämlich erst einmal ein wenig Job-Tuning: ein etwas verändertes Tätigkeitsprofil, der Wechsel in eine andere Abteilung oder der gleiche Job in einem anderen Unternehmen oder einer interessanteren Branche. Manchmal erlauben eben auch die Lebensumstände gerade keine größeren Sprünge. Aber wer einmal aus eigener Kraft den Wechsel geschafft hat, wird sich später auch einen größeren Sprung zutrauen.
Natürlich klingt es verheißungsvoll und aufregend, wenn uns Ratgeber verkaufen wollen, dass doch jeder alles erreichen könne, wenn er es nur wirklich wolle. Nur, an dem „Wirklich-wollen“ scheitern die meisten von uns, weil neben dem Wollen unsere Ängste und inneren Widerstände sitzen. Und die reagieren panisch, wenn es um große Veränderungen geht, und sorgen ganz bestimmt dafür, dass am Ende die Blockade steht – und nicht der Traumjob.
Braucht jeder Neuorientierer einen Coach? Ganz auf sich selbst gestellt sind größere Veränderungen / Jobwechsel schwer zu machen. Aber oft können Freunde und Familie genug Unterstützung und Rückhalt geben. Wichtig ist nur, dass man sich Menschen als Unterstützer aussucht, die Mut machen und zum Denken anregen – und nicht die Sache noch mit ihren eigenen Ängsten und mentalen Verengungen erschweren! „Schuster bleib bei deinem Leisten,“ muss uns keiner sagen.
Ein professioneller Begleiter kann helfen, wenn jemand zu blockiert ist, um aus eigener Kraft auf neue Job-Ideen zu kommen. Oder wenn zwar viel guter Wille und tolle Ideen da sind – aber jemand von Ängsten und inneren Konflikten daran gehindert wird, sich auch auf den Weg zu machen. Nicht selten erscheinen destruktive Glaubenssätze wie „Das geht doch nicht“ oder „Dafür bin ich nicht gut / jung / intelligent / … genug.“ wie unüberwindbare Hindernisse.
Der größte Feind beim Jobwechsel sind aber nicht ungünstige Umstände, sondern innere Widerstände.