Mehr als einmal hörte ich in letzter Zeit den Kommentar, dass das, was ich im Toten Pferd schreibe, ja gut und wichtig sei – aber „jemand wie eine Kassiererin im Supermarkt“ hätte doch wohl keine Chancen, sich beruflich zu verändern…
Warum denn nicht, bitte schön? Die Jungen, Coolen, Flexiblen und super gut Ausgebildeten können alles wollen und tun – der Rest von uns soll gefälligst bleiben, wo er ist?
Okay, würde mich die Kassiererin fragen, ob ich meinte, sie solle sich spontan als Wirtschaftsjuristin bewerben – ich würde ihr wohl abraten. ABER: Ich würde ihr ganz sicher auch nicht sagen „Schuster, bleib bei Deinem Leisten, und Sie bleiben besser auch, wo Sie sind!“
Ich sehe es eher so: Wenn wir bisher nur den Job A im Unternehmen XY gemacht haben, haben wir ganz bestimmt einige Kompetenzen, die über unsere konkrete Tätigkeit hinausgeht – durch Hobbys, Interessen oder einfach Talent. Womöglich sind wir also für einen Job geeignet, dessen Anforderungsprofil ein wenig vom jetzigen abweicht.
Wir können uns aber auch fortbilden, über unseren Arbeitgeber, die Arbeitsagentur – und darüber hinaus durch Eigeninitiative, kleine Praktika, vielleicht VHS-Kurse. So werden mittelfristig Jobs für uns in Frage kommen, die noch etwas weiter über unseren Job A hinaus gehen.
Oder wir haben eine ganz andere Arbeit im Sinn, die im Moment noch gar nicht in Reichweite ist? Dafür muss vielleicht ein Geldpolster angespart werden, die Kinder erst einmal aus dem Haus sein oder Job A auf Teilzeit laufen, bis wir damit loslegen können. Eine Selbstständigkeit, eine Ausbildung, das Abitur oder gar ein Studium? Auch wenn so etwas auf den ersten Blick ziemlich groß und weit weg erscheint – manche Menschen gehen solche Wege!
Und warum sollte die Kassiererin auf ewig Kassiererin bleiben?